Wer ein Aquarium pflegt, übernimmt die Verantwortung für einen Lebensraum. Es geht nicht allein darum, dass alles schön aussieht. Die Aquarienbewohner sollen gesund bleiben, sich wohlfühlen und idealerweise vermehren. Zierfische, Zwerggarnelen oder Flusskrebse kommen nur dann zur vollen Geltung, wenn sie genug Platz, sauberes Wasser und die passende Einrichtung und Bepflanzung vorfinden. Doch das Wasser im Aquarium wird durch die Ausscheidungsprodukte aller Lebewesen belastet. Ein Wasserwechsel oder Teilwasserwechsel ist regelmäßig nötig. Erfahren Sie hier, wie Sie das Wasser Ihres Aquariums am besten wechseln.
Die wichtigsten Fragen zum Wasserwechsel
Die Wasserwerte eines Aquariums ändern sich ständig. Selbst im reinen Pflanzenaquarium ist das Wasser nach einiger Zeit nicht mehr gut und muss zum Teil erneuert werden. Dieser Prozess ist ein Teilwasserwechsel, der umgangssprachlich mit Wasserwechsel heißt oder bei Aquarianern als WW abgekürzt wird.
Aber wie oft und wie viel Wasser ist zu wechseln? Diese Frage lässt sich so pauschal nicht beantworten und hängt von verschiedenen Faktoren ab:
- Sind Zierfische, Garnelen oder auch die Wasserpflanzen besonders empfindlich?
- Ist die Besatzdichte ausgereizt oder ist es überwiegend ein Aquascaping-Aquarium?
- Wird mäßiges oder sehr reines Wasser wieder aufgefüllt?
- Gibt es bereits Probleme, die unter anderem auf schlechte Wasserwerte zurückzuführen sind?
- Verlangt der Besatz des Aquariums bestimmte Wasserwerte? (Wasserhärte, pH-Wert etc.)
Den eigenen Besatz ergründen
Einige Zierfische sind besonders zäh, andere sehr empfindlich, wenn es um die Wasserwerte geht. Dennoch bevorzugen auch die anspruchslosen Kandidaten gute Wasserwerte. Im Idealfall wird also jede einzelne Art kurz analysiert. Die besonders empfindlichen Zierfische können zugleich zu Meldefischen werden. Wenn es diesen nicht mehr so gut geht, wird es höchste Zeit für einen besonders gründlichen Wasserwechsel.
Wichtig: Neben den verschiedenen Arten ist auch die Besatzdichte im Becken zu ermitteln. Wer bereits an seinen Grenzen liegt, soll eher öfter und mehr Wasser wechseln.
Eine sehr wichtige Frage lautet, wie hochwertig das frische Wasser in das Aquarium kommt. Wenn das Leitungswasser qualitativ eher mäßig ist, könnte eine Wasseraufbereitung hilfreich sein. Gerade bei zu hartem Wasser kann eine Osmoseanlage helfen. Wer das Osmosewasser mit Leitungswasser mischt, kann die benötigte Wasserhärte anpeilen.
Außerdem gibt es Wasseraufbereiter, die unter anderem Giftstoffe im Wasser neutralisieren. Wer den passenden Wasseraufbereiter für seinen Verwendungszweck beziehungsweise Besatz wählt, kann nicht mehr viel falsch machen. Es gibt aber auch den Wasseraufbereiter zum Aufhärten des Wassers, wenn dieses zu weich ist.
Tipp: Immer dann, wenn im Aquarium Probleme auftreten (z.B. Fischkrankheiten oder Algen), wäre neben der Problemanalyse auch ein großer Wasserwechsel anzuraten. Durch den Wechsel oder Teilwechsel des Wassers werden Bakterien, Keime und Gifte sowie Algen stark verdünnt. Damit bekommen die Fische und das gesamte Biotop die Möglichkeit, sich zu erholen und zu stabilisieren.
Für den Wasserwechsel beachten
Im Wasser sollen weder Chlor noch Luftbläschen enthalten sein. Kommt das Wasser aus der Leitung, gast es häufig noch etwas aus, da unter Druck mehr Luft gebunden werden kann. Dieses kann zur Gasblasenkrankheit führen. Wer sein Wasser nicht über Nacht abstehen lässt, sollte es mit einem harten Strahl oder per Duschkopf in ein Fass füllen. Wenn das Wasser die passende Temperatur erreicht hat, kann es ins Aquarium eingefüllt werden.

Kaltes Wasser oder Warmwasser aus der Leitung?
Gerade Wirbellose sind gegen Kupfer extrem empfindlich. Dieses kann vor allem im warmen Wasser enthalten sein, da in Wasserboilern Kupfer verbaut ist. Besser ist es, erst etwas kaltes Wasser aus der Leitung zu entnehmen, um es anschließend im Fass aufzufangen und auf Zimmertemperatur aufwärmen zu lassen. Somit gelangt auch kein erkaltetes Warmwasser ins Aquarium.
Im Fass kann das Frischwasser ganz ohne Heißwasser über Nacht oder mit einem Heizstab auf Temperatur gebracht werden. Am einfachsten wäre es, dieses Wasser mit einer kleinen Tauchpumpe in das Aquarium zu füllen. Solange die Tauchpumpe einen Trockenlauf-Schutz hat, geht sie nicht kaputt.
Giftige Materialien vermeiden
Außerdem ist es sehr wichtig, dass Fässer, Eimer, Schläuche und andere Dinge, die mit dem Wasser in Kontakt kommen, eine Lebensmittel-Qualität mitbringen. Alte Maurereimer und Farbeimer könnten schädliche Giftstoffe abgeben, aber auch einigen billigen Gartenschläuchen ist nicht zu trauen. Solange das erste Stück des Ansaugschlauchs wieder Lebensmittelecht ist, wären die Billig-Gartenschläuche aber geeignet, das Wasser anzusaugen und zugleich fortzuleiten. Das andere Ende kann mit einem Gegenstand beschwert in der Badewanne auslaufen oder direkt in die Regentonne für den Garten.
Beim Ansaugen ist zu beachten, keine Tiere anzusaugen. Es wäre also anzuraten, einen Trichter für Lebensmittel auf den Ansaugschlauch zu setzen und über diesen ein dünnes Wasserfließ zu binden. Es gibt die Möglichkeit, einen Holzklotz zu nehmen, um den Wasserschlauch in einem U darum zu legen und mit einem Kabelbinder zu befestigen. Schon hängt man dieses Gebilde auf die Aquarienscheibe und saugt exakt bis zur gewählten Höhe. Denn wenn der Schlauch Luft ansaugt, geht es nicht mehr weiter.
Alternativ zur Eigenkonstruktion gibt es auch Schlauchhalterungen, die auf der Aquariumscheibe fixiert werden. Eine solche Fixierung ist gerade bei größeren Wassermengen sinnvoll, also etwa ab einem Aquarienvolumen von 200 Litern.
Wichtig:
Ein regelmäßiger Wasserwechsel kann keinen Aquarienfilter ersetzen. In diesem bilden sich Bakterienstämme, die unter anderem Ammoniak beziehungsweise Ammonium in Nitrit und dieses in das weniger schädliche Nitrat umwandeln. Gerade für Aquarien mit Besatz ist dieser passend große Aquarienfilter lebensnotwendig. Damit die Bakterienstämme nicht zu Schaden kommen, muss die Pumpe durchgehend Frischwasser durch das Filtermaterial drücken. Nur so werden die Bakterienstämme mit dem entscheidenden Sauerstoff versorgt.
Aber wie oft und wie viel Wasserwechsel ist sinnvoll?
Die Empfehlung lautet, rund 50 % Wasser pro Woche oder spätestens alle 2 Wochen zu wechseln. Je nach Situation etwas mehr oder weniger. Da nicht jeder Aquarianer jedes Wochenende mit Wasserwechsel beschäftigt sein möchte und ein WW oder einiges an Zeit in Anspruch nimmt, hat sich ein Wasserwechsel alle 2 Wochen bei den meisten Aquarianern etabliert.
Optimal wäre es, während dieser 14-Tage-Intervalle noch einen kleinen Teilwasserwechsel von rund 20 % vorzunehmen.
Komplettwechsel sinnvoll oder schädlich?
Ist das Wasser stark belastet oder wird ein Übel befürchtet (Pilze, gefährliche Algenarten, Krankheitserreger), kann ein Wasserwechsel von über 70 % ideal sein. Bei kleinen Wasserwechseln bleibt immerhin noch der Großteil des Altwassers im Becken. Wird sehr viel in eins getauscht, verwässert weniger Altwasser das Frischwasser.
Ein kompletter Wasserwechsel sollte möglichst vermieden werden. Wer beim Aquarium komplett neues Wasser einfüllt, verdünnt die guten Bakterien und reduziert die Filterfähigkeit. Nicht umsonst muss ein neues Aquarium erst einmal eingefahren werden, damit sich bestimmte Bakterien etablieren und die Wasserwerte stabilisieren. Sonst droht eine Nitrit- bzw. Nitratvergiftung.
Darüber hinaus kann ein zu viel an Wasserwechsel schädlich für die Fische sein, da diese einen Schock erleben. Fische und Wasserpflanzen sollten immer sanft und langsam an neue Bedingungen und neue Wasserwerte herangeführt werden. Die Werte sollten sich nicht allzu stark ändern. Insbesondere der Nitratwert sollte regelmäßig beobachtet werden. Bei Anfängern gibt es immer wieder Erfahrungsberichte darüber, dass nach einem Wasserwechsel im Aquarium alle Fische tot sind. Diese tragische Erfahrung ist auf einen solchen Schock zurückzuführen.
Gerade Aquarium-Anfänger übertreiben es mit dem Wasserwechsel häufig, da der Wechsel entweder zu oft durchgeführt wird, oder aber zu viel Wasser gewechselt wird. Profis und erfahrene Aquarianer hingegen bevorzugen es, die Wechselperioden möglichst über einen langen Zeitraum zu strecken. Je nach Wasserwert und Aquarienart gibt es Wasserwechsel alle 3 Wochen, alle 4 Wochen und ja sogar alle 6 Monate.
Ein Wechsel alle paar Monate ist allerdings nur bei großen Aquarienbecken etwa ab 350 Litern oder 500 Litern zu empfehlen. Denn je größer das Aquarium, desto stabiler sind die Wasserwerte über mehrere Wochen und Monate.
Aquarium komplett ohne Wasserwechsel betreiben?
Es gibt sogar Profis, die bei ihrem Aquarium komplett Wasserwechsel, sogar Teilwasserwechsel, vermeiden. Wichtig hierfür ist aber, wie das Aquarium eingerichtet ist, welche Pflanzen und welche Fische gehalten werde und vor allem, wie groß das Becken ist. Ein bemerkenswertes Beispiel für ein gut funktionierendes Ökosystem ohne Wasserwechsel ist folgendes:
In San Francisco gibt es einen Fisch- und Aquarium Shop namens Ocean Aquarium. Dieser Store wird von Justin betrieben. Das Besondere an Justins Geschäft: Seine Aquarien laufen komplett ohne Wasserwechsel. Er wechselt niemals das Wasser der Aquarien. Wie das funktioniert und welche Tipps der Händler sonst für seine Kunden und alle Aquarianer hat, sieht Du im folgenden Video:
Wasserwerte messen und im Auge behalten
Wer nicht ganz so radikal auf Wasserwechsel verzichten möchte, aber diese lästige Aufgabe möglichst lange hinauszögern will, muss die Wasserwerte beachten und regelmäßig messen. Bei sehr guten Wasserwerten ist ein großer Wasserwechsel nicht nötig. Kleine Teilwasserwechsel von etwa 15 bis 20% reichen bei guten Wasserwerten aus. Voraussetzung ist wirklich, dass das Becken top funktioniert und die Fische sich sehr wohlfühlen. Optimale CO2-Werte und vor allem gute Nitrit-/Nitrat-Werte sind wichtigste Voraussetzung dafür.
Wer es genauer wissen möchte, kann sich einen Testkoffer für Wasserwerte im Aquarienhandel zulegen. Ein wichtiger Indikator für die langfristige Entwicklung des Wassers ist der Nitratwert. Wer vor jedem Wasserwechsel den Nitratwert bestimmt und dieser jedes mal etwas höher ist, sollte seinen Wasserwechsel intensivieren. Wäre der Nitratwert vor dem Wasserwechsel jedoch noch satt im grünen Bereich, würde vielleicht auch etwas weniger bereits genügen.
Es ist in jedem Fall sehr hilfreich, diverse Wasserwerte wie pH-Wert, Karbonhärte, Gesamthärte, Nitrit, Nitrat oder auch Sauerstoff, CO², Eisen und andere wichtige Parameter und Indikatoren regelmäßig zu testen und sich diese zu notieren. Anhand der Notizen lassen sich Veränderungen nach einem Wasserwechsel besser einordnen und Gegenmaßnahmen finden. Gerade für größere Aquarien kann solch ein Test Set sich mit gesparter Arbeitszeit mehr als nur bezahlt machen.
Bilder (nach Reihenfolge)
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